Kommt ein Patient mit Symptomen einer Harnwegserkrankung in die urologische Praxis, stehen diesem eine Reihe von diagnostischer Maßnahmen zur Verfügung. Bei Verdacht auf eine Harnröhrenverengung kann er eine Harnstrahlmessung, auch als Uroflowmetrie bekannt, durchführen. Im Ergebnis entsteht ein Kurvenverlauf, der charakteristisch für Harnröhrenverengungen ist. Um den Zustand der Harnröhre im Detail bildlich darzustellen wird ein sogenanntes retrogrades Urethrogramm (Röntgen mit Kontrastmittel) durchgeführt. Daran kann man nicht nur Harnröhrenstrikturen, sondern auch andere krankhafte Veränderungen der Harnröhre erkennen, wie zum Beispiel Divertikel, Karunkel oder Fehlbildungen der Harnröhre. Es gibt auch die Möglichkeit, Blase und Harnröhre zusammen mittels Röntgen und Kontrastmitteln darzustellen.
Auch per Ultraschall können erfahrene Urologen den Zustand der Blase und Harnröhre recht genau beurteilen. Durch eine Blasenspiegelung kann man die betroffene Stelle noch genauer anschauen, was vor allem bei Harnröhrenstrikturen und Tumoren in Blase und Harnröhre wichtig sein kann. Bei problematischen Infekten der Harnröhre wird in manchen Fällen ein Abstrich von der Harnröhrenschleimhaut entnommen, anhand dessen man Erreger identifizieren kann.
Gutartige Erkrankungen
Die Erkrankungen der Harnröhre lassen sich in gutartige und bösartige Erkrankungen unterteilen. Zu den gutartigen Erkrankungen gehören sämtliche Verengungen, Entzündungen und nicht tumor-artige Veränderungen der Harnröhre.
Harnröhrenstriktur (Harnröhrenverengung, Urethrastenose)
Eine Verengung der Harnröhre kann angeboren oder durch Verletzungen (auch Mikroverletzungen) erworben sein. Zu Beginn verspürt der Patient nur geringfügige Beschwerden, insbesondere merkt er, dass der Harnstrahl schwächer wird. Da sich der Widerstand innerhalb der Harnröhre durch die Engstelle verändert, hat dies aber auch Einfluss auf die Blase. Daher ist bei einer Urethrastenose in jedem Fall eine entsprechende Therapie angezeigt.
Harnröhrendivertikel
Divertikel oder Zysten der Harnröhre sind kleine Aussackungen, die sehr schwierig zu diagnostizieren sind. Viele Patienten legen einen langen Leidensweg zurück, bevor ihnen nach einer korrekten Diagnose schließlich geholfen werden kann. Insbesondere leiden sie an den durch die Divertikel häufig wiederkehrenden und schmerzhaften Entzündungen der Harnwege.
Harnröhrenkarunkel
Diese Erkrankung betrifft nur die weibliche Harnröhre. Dabei erkennt man eine Wucherung (Polyp) der Schleimhaut nahe der äußeren Mündung der Harnröhre. Die Wucherung ist in der Regel gutartig und entsteht hauptsächlich nach der Menopause. Je nach Schweregrad und Beschwerden (Probleme beim Wasserlassen) kann der Karunkel bei Bedarf operativ entfernt werden.
Harnröhrenentzündung
Die Harnröhrenentzündung, auch Urethritis genannt, wird in den meisten Fällen durch Bakterien oder Pilze ausgelöst. Die typischen Symptome reichen von Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen, vermehrtem Wasserlassen bis hin zum Blut im Urin und eitrigem Ausfluss. Unterschieden werden spezifische und unspezifische Harnröhrenentzündung. Die unspezifische Harnröhrenentzündung ist verbreiteter und wird durch verschiedene Erreger, darunter Chlamydien und Mykoplasmen, ausgelöst. Die spezifische Harnröhrenentzündung wird dagegen durch den speziellen Erreger der Gonorrhoe (Tripper) verursacht. Zur Therapie der Harnröhrenentzündung werden Antibiotika verabreicht.
Bösartige Erkrankungen
Zu den bösartigen Erkrankungen der Harnröhre gehört der Harnröhrenkrebs. Dabei handelt es sich um eine seltene Krankheit, an der Frauen doppelt so oft erkranken, wie Männer. Die Ursachen dieser Erkrankung konnten bislang noch nicht geklärt werden.